Einen Teil der viel diskutierten Wärmewende bildet die Kommunale Wärmeplanung. In der Stadt Wilthen werden die Bürger von Anfang an eingebunden, damit sich niemand übergangen fühlt.
Mit Wärmepumpen oder Blockheizkraftwerken? Mit dem eigenen Solarstrom vom Dach? Mit Biogas oder Erdwärme? Oder doch konventionell mit Erdgas? Die Antwort auf die Frage, womit wir künftig Energie erzeugen und wie wir heizen werden, ist alles andere als einfach. Und sie ist, wie die hitzigen Diskussionen über das Gebäudeenergiegesetz gezeigt haben, auch höchst politisch.
„Die mit der Energiewende und der Klima-Thematik verbundenen Problemstellungen werden von der Bürgerschaft zunehmend skeptisch gesehen“, sagt etwa Michael Herfort, Bürgermeister der Stadt Wilthen im Landkreis Bautzen. Er sieht die Ursachen für den Unmut der Bevölkerung vor allem „in der belehrenden Art und Weise, wie die Bundespolitik die Menschen vor vollendete Tatsachen stellt“. Die Bürger, lässt sich da deutlich heraushören, wurden bei der Wärmewende nicht gefragt, sondern schlichtweg übergangen.
Zusätzlich zum umstrittenen Gebäudeenergiegesetz brachte die Regierung eine weitere Maßnahme auf den Weg: das Gesetz über die Kommunale Wärmeplanung. Es verpflichtet Städte und Gemeinden dazu, einen Wärmeplan zu erstellen. Große Kommunen über 100.000 Einwohner müssen ihn bis 2026 abliefern, kleinere bis Mitte 2028. In den Plänen soll detailliert beschrieben werden, wie die Gebäude der Kommune derzeit beheizt werden – und wie es in Zukunft geschehen soll. Ziel ist es, dass künftig mindestens 65 Prozent der Heizenergie aus erneuerbaren Quellen stammen, um den Klimawandel zu bremsen. Die Stadt Wilthen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 vollständig klimaneutral zu werden. Sie ist die erste Kommune in Sachsen, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat und damit eine Vorreiterrolle übernimmt. „Wir möchten Akteur und nicht Getriebener sein“, sagt der Bürgermeister. „Neuerungen von Beginn an zu gestalten und konzeptionell zu bearbeiten, ist besser, als lediglich irgendwann gesetzliche Notwendigkeiten umzusetzen.“
Beim Bürgerdialog im Rathaus der Stadt Wilthen konnten die Einwohner Fragen stellen und Bedenken äußern.
Bereits im September 2023 hat die knapp 6.000 Einwohner zählende Stadt am Rande der Oberlausitz mit SachsenEnergie vereinbart, beim Thema Wärmeplanung zusammenzuarbeiten. Das Unternehmen versorgt Wilthen mit Ökostrom, unterstützt die Stadt beim Energiemanagement und verfügt bereits über zahlreiche Daten, die für die Erstellung des Wärmeplans nötig sind. Und natürlich auch über die Expertise, welche Technologieoptionen es gibt.
Projektstart im Prozess der Wärmeplanung war im November 2023. Schon fünf Monate später konnten die Ergebnisse der Bestands- und Potenzialanalyse präsentiert werden. Ende Mai 2024 wurden dann bei einem Fachworkshop konkrete Maßnahmen entwickelt, bevor im Juni im Rathaus der Stadt ein Bürgerdialog stattfand.
„Die Beteiligung der Bürgerschaft von Anfang an erhöht die Akzeptanz deutlich und nimmt diejenigen mit, die letztlich die CO₂-Reduzierung bezahlen müssen“, sagt Bürgermeister Michael Herfort. „Dabei ist ein kritischer und ergebnisoffener Dialog wichtig. Die gesteckten Ziele können nur erreicht werden, wenn Bürger und Unternehmen überzeugt werden und mitmachen.“
Wichtig ist es allen Beteiligten, dass sich die Betroffenen nicht übergangen fühlen. Und betroffen sind praktisch alle: Allein im Stadtgebiet Wilthen befinden sich 1.300 Eigenheime und Mehrfamilienhäuser, 90 Gewerbe- und Industriebauten sowie 20 öffentliche Liegenschaften. Zusammen mit dem Leipziger Ingenieurbüro Seecon ermittelte SachsenEnergie die Daten aller Gebäude und erstellte einen digitalen Zwilling der Stadt als Planungsgrundlage. „Denn die Beteiligung der Bevölkerung ist für die Kommunale Wärmeplanung von elementarer Bedeutung. Das Interesse daran ist groß. Die Menschen warten auf Antworten auf ihre Fragen“, betont Gunnar Schneider, Leiter des Kommunalvertriebs der SachsenEnergie. Der Bürgerdialog in Wilthen war geprägt von Fragen und lebhaften Diskussionen. Es wurden aber auch Bedenken geäußert hinsichtlich der Umsetzung und der finanziellen Aspekte. „Auch kritische Beiträge bringen uns im Prozess der Wärmeplanung weiter“, erklärt Gunnar Schneider. „Wir wollen ja genau diese Unsicherheiten ansprechen, über die Rahmenbedingungen aufklären und gemeinsam darüber konstruktiv diskutieren.“
In Sachen Wärmeplanung gibt es noch viel zu tun: 400 Gemeinden in Sachsen werden so eine Planung abliefern müssen. Die Gemeinde Kodersdorf im Landkreis Görlitz folgte mit der Fertigstellung des Wärmeplans im November 2024. Der Wärmeplan für Radeberg soll im September 2025 fertig sein. Neben Radeberg erstellt SachsenEnergie aktuell gemeinsam mit der seecon Ingenieure GmbH den Wärmeplan für Löbau. Auch dort werden die Bürgermeister und die Unternehmensgruppe wieder alle Bürgerinnen und Bürger zum Dialog einladen.
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