Schichtbeginn um 6 Uhr: Die Morgensonne schickt mildes Licht durch die hohen Fenster des sanierten Backsteingebäudes. In der Küchenecke blubbert die Kaffeemaschine. Marcel Lehmann hat seine zehn Monitore in der Netzleitstelle Strom der SachsenNetze vor sich. Zwei Blätter mit Notizen und den planmäßigen Schaltprogrammen liegen auf dem Tisch.
Sein Vorgänger aus der Nachtschicht übergibt ihm den Dienst. Es kam zu ein paar sogenannten Erdschlusswischern – wahrscheinlich Bäume, deren Äste Leitungen berühren und für kurze Zeit eine der drei Stromphasen mit der Erde verbinden, aber die Energieversorgung nicht unterbrochen haben.
Das kann passieren, wenn die Vegetation wuchert. Dann muss der Netzführer entscheiden, ob noch in der Nacht ein Einsatztrupp mit der Astsäge ausrückt, um einer Brandgefahr vorzubeugen, oder ob es reicht, wenn am Tag nachgeschaut wird. Für die Frühschicht stehen auf den Schaltprogrammen Ortschaften, Zahlen und eine Uhrzeit. In Niesky, Neusorge und Ungunst in der Lausitz sind Wartungsarbeiten geplant.
Monteure von SachsenNetze brauchen frei von Strom geschaltete Leitungen und Anlagen, um in Ruhe und ohne Gefahr arbeiten zu können. Zugleich sollen jene Haushalte und Betriebe, die von diesen Leitungen versorgt werden, davon nichts merken. Also muss Marcel Lehmann in der Netzleitstelle rechtzeitig vor dem Abschalten der einen Leitung eine Umschaltung im Stromnetz vornehmen.
Dreh- und Angelpunkt für eine zuverlässige Stromversorgung ist die Netzleitstelle. Hier werden die Hoch- und Mittelspannungsnetze rund um die Uhr überwacht.
Sind Arbeiten am Netz geplant, sorgen die Kolleginnen und Kollegen dafür, dass der Strom trotzdem fließt, und bei Störungen laufen die Fäden in der Leitstelle zusammen, um die Versorgung schnell wieder herzustellen.
In unserer Filmreihe „Ein Tag als …“ schlüpft unsere Kollegin Tina in die Rolle eines Netzführers und arbeitet einen Tag in der Stromleitstelle mit. Schaut selbst, was sie erwartet und welche Einblicke sie erhält.
Für den Netzüberblick werden sechs der acht Leitsystemmonitore genutzt. Farbige Stränge auf den Bildschirmen, Vierecke, Kreise und Kreuze markieren das zu überwachende Stromnetz zwischen Elbland, Osterzgebirge und Neiße. Orte wie Rinderstall in Hähnichen oder Schmiede Lodenau stehen unter den Symbolen. Bevor die Arbeiten vor Ort beginnen, meldet sich der Monteur in der Netzleitstelle und stimmt die geplante Tätigkeit mit Marcel Lehmann ab. Im Anschluss erteilt dieser in einer speziellen Befehlssprache dem Monteur die Schaltanweisung. Etwa so: Achtung Schaltanweisung! In der Umspannstation 3469 Neusorge, 20-kV-Leitung 3453, Lasttrennschalter ausschalten. Der Monteur wiederholt das zur Bestätigung an seinem Diensthandy.
Das zu beherrschen und zu wissen, was auf dem Bildschirm welche Leitung, welches Zeichen in welcher Farbe bedeutet, dafür gibt es rund zwei Jahre Einarbeitungszeit. Gruppenleiter Hagen Lein in der Netzleitstelle hat selbst bei SachsenEnergie gelernt, sich zum Techniker weitergebildet und Stück für Stück Verantwortung übernommen. Unter seinen Fittichen arbeitete sich auch Marcel Lehmann ein, absolvierte eine Prüfung und ist jetzt für das Hoch- und Mittelspannungsnetz zuständig. „Genau diesen Job wollte ich“, sagt der Vater einer Tochter und zweier Söhne. Mit dem Facharbeiterbrief als Energieelektroniker und dem Technikerstudium für Energie- und Automatisierungstechnik in der Tasche arbeitete er vorher bei Siemens, als Servicetechniker für Großtransformatoren. „Ich war viel auf Reisen, wollte mehr zuhause sein. Da kam das Stellenangebot 2018 genau richtig – auch mit der Schichtarbeit.“
14 Uhr in der Frühschicht Schluss, seine Kleine aus der Kita abholen und noch was vom Tag haben, das schätze er jetzt. Sicher, die Nachtschicht verschiebe den Biorhythmus. Aber danach gebe es ja die Möglichkeit, im langen Wochenende alles wieder einpendeln zu lassen, sagt er. Diese Planbarkeit des Lebensrhythmus, ein sicherer und gut bezahlter Arbeitsplatz mit 30 Tagen Urlaub, bis zu neun Tagen Sonderurlaub für Schichtarbeit bei SachsenNetze und der Schichtzulage, die fast ein Viertel des Lohnes ausmacht – das zählt für ihn. Auch die modernen Arbeitsbedingungen und das kollegiale Klima tragen maßgeblich zur Zufriedenheit bei.
Neben den Bildschirmen mit den Netzplänen haben Marcel Lehmann und seine Kollegen zwei weitere Monitore vor sich, um Meldungen und Messwerte an bestimmten Stellen des Netzes zu verfolgen. Ab diesem Mittag sind Gewitter angekündigt. Der 44-Jährige schaut öfter auf den Bildschirm. Störfälle und Ereignisse, die nicht vorhersehbar sind, gibt es im Schnitt jeden Tag einen, sagt Gruppenleiter Lein. Etwa: Wenn Häuslebauer baggern und ein Kabel erwischen.
Starkes Team
Fast 30 Mitarbeiter hat die Netzleitstelle. Fünf Arbeitsplätze sind je Schicht besetzt – drei für Mittelspannung, einer für das Hochspannungsnetz, jeweils als Netzführer, und einer vom Schichtleiter als Systemführer. Mit ihm stimmen sich die Kollegen bei schwierigen Störfällen ab.
In Niesky, Neusorge und Ungunst sind die Monteursarbeiten bis zum Nachmittag abgeschlossen. Marcel Lehmann hat den Normalschaltzustand wieder hergestellt. Die Gewitter aus dem Raum Leipzig ziehen nur langsam nach Osten. Noch keine Gefahr. Der Kollege für die Spätschicht steht bereit zur Dienstübergabe. „Jetzt habe ich einen freien Nachmittag mit meinen Kindern. Und ich kann, anders als bei einem Bürojob, wirklich alle Arbeit nach Schichtende zurücklassen, weil der nächste übernimmt.“
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