Bis 2030 sollen rund 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen rollen. So sieht es der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung vor. Doch was bedeutet das für unsere Stromnetze? Die Netzexperten Irina Blümel und Steffen Klinger geben Auskunft.
Haben Ihnen der geplante Markthochlauf der Elektromobilität und die damit verbundenen Anforderungen an das Stromnetz schon schlaflose Nächte bereitet?
Steffen Klinger: Schlaflose Nächte haben wir deswegen zum Glück nicht, denn wir sind gut auf diese Aufgabe vorbereitet. Unsere Netze haben wir frühzeitig auf die Verträglichkeit in Sachen E-Mobilität geprüft.
Irina Blümel: Die prognostizierten Millionen E-Autos werden die Verbraucher nur kaufen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu zählt unser vereinfachtes Verfahren für die Anmeldung und Prüfung der Ladetechnik für den Bereich von Kleinanschlüssen bis 30 Kilowatt Leistung. Die Interessenten können dann in kürzester Zeit ihre Ladetechnik bauen oder erfahren, was dafür notwendig ist.
Für Elektroautos sind spezielle Ladeeinrichtungen nötig, nicht nur einfache Haushaltssteckdosen. Warum müssen sie dem Netzbetreiber gemeldet werden?
Blümel: In der Vergangenheit war immer wieder zu hören, man könne das E-Auto an der Steckdose aufladen.
Davon ist dringend abzuraten. Denn für eine so starke dauerhafte Belastung sind die meisten herkömmlichen Hausanschlüsse nicht ausgelegt. Im Privatkundenbereich werden inzwischen sogenannte Wallboxen als spezielle Ladeeinrichtung mit entsprechendem Schutz und Leistungen meistens bis 11 Kilowatt eingesetzt.
Die Niederspannungsanschlussverordnung legt fest, dass Ladeeinrichtungen mit einer Leistung größer 11 kW durch den Netzbetreiber, also durch uns als SachsenNetze, zustimmungspflichtig sind. Bei kleinerer Leistung sind sie lediglich anzeigepflichtig. Dies ist für die zukunftssichere Planung unserer Netze besonders wichtig.
Klinger: Die aktuellen Netze wurden geplant, als an derartige leistungsintensive und dezentrale Anlagen in großer Stückzahl nicht zu denken war. Ein unkontrollierter Wildwuchs wäre mit Blick auf die Netzstabilität problematisch. Inzwischen funktioniert das Anmelden gut, wozu auch unser vereinfachtes Anmeldeverfahren beiträgt. Wir sind gewappnet für eine wachsende Zahl von Ladeeinrichtungen.
Wie stellt sich SachsenNetze auf diesen Boom ein, der um Dresden und den ostsächsischen Raum sicher keinen Bogen macht?
Klinger: Für unsere Aufgabe, das Netz vorausschauend für die nächsten Jahrzehnte zu planen, sind verlässliche Daten wichtig. Seit 2015 arbeiten wir mit einem externen Dienstleister zusammen, der Mobilitätswerk GmbH aus Dresden. Zu Beginn ließen wir einzelne Netzgebiete untersuchen. Inzwischen hat das Unternehmen eine Studie für den gesamten ostsächsischen Raum erarbeitet. Nun liegen uns fundierte Prognosewerte bis 2050 über die räumliche Verteilung von Ladevorgängen vor.
Anhand des prognostizierten Ladeverhaltens lässt sich der Strombedarf ableiten. So können wir die Anforderungen besser planen und in bestimmten Gebieten unser Stromnetz frühzeitig ausbauen. Da sich die E-Mobilität im Zusammenhang mit dem Markthochlauf und politischen Entscheidungen sehr dynamisch entwickelt, werden die Ergebnisse der Studie alle zwei bis drei Jahre aktualisiert.
Blümel: Außerdem legen wir den Fokus stärker auf Partnerschaften mit Elektro-Installateuren in unserer Region. Wir führen Schulungen durch, um sie zu informieren. Die Installateure sind wichtige Partner auf dem Weg zum Endkunden. Mit ihnen suchen wir den fachlichen Dialog, was auch über die Elektromobilität hinaus geht.
Weitere Themen, die im Rahmen der Energiewende immer präsenter werden, sind die Installation von Erneuerbare-Energien-Anlagen oder Wärmepumpen. Die Anforderungen an das Netz der Zukunft sind sehr vielseitig, und der Zuwachs an E-Fahrzeugen ist eine davon.
Wenn künftig sehr viele Elektroautos gleichzeitig laden, kann das die Stromnetze überfordern. Wie lässt sich da gegensteuern?
Klinger: Natürlich kommt es durch das Laden von E-Autos zu einer höheren Last im Netz. Uns hilft es sehr, wenn der Kunde uns erlaubt, die Ladeeinrichtung seines Elektroautos zu steuern. Wobei das nicht Abschalten, sondern Leistungsreduzierung auf rund 60 Prozent heißt.
Blümel: Dadurch wird das Fahrzeug nur zu lastärmeren Zeiten geladen, was der Netzstabilität zugutekommt. Der Kunde, der uns diese Steuerbarkeit erlaubt, hat dadurch zudem finanzielle Vorteile und ist für die Zukunft bestens vorbereitet.
Die Batterien von Elektroautos sind als Stromspeicher nutzbar. Inwiefern kann das die Stromnetze entlasten?
Klinger: Die Fachleute sprechen dabei vom bidirektionalen Laden. Künftig wird das ein wichtiges Thema sein. Immer mehr Endkunden wollen den selbst erzeugten Strom entweder verbrauchen oder speichern. Aber das öffentliche Versorgungsnetz muss stabil verfügbar sein. Diese Entwicklung werden wir aktiv begleiten.
Blümel: Das ordnet sich ein in die Digitalisierung der Energiewende, bei der intelligente Messsysteme eine entscheidende Rolle spielen. Hier werden wir in den nächsten Jahren vorankommen und uns mit neuen Herausforderungen beschäftigen. Mit der Bewältigung solcher neuen Aufgaben kennen wir uns als Netzbetreiber bestens aus.
Mehr Informationen unter www.Sachsen-Netze.de/emobil
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